Besiedelt wurde dieses Gebiet schon zur Jungsteinzeit (Funde im Zelgli und in der Langfure), bei Leitungsgrabungen entdeckte man Gegenstände aus der Bronzezeit und bei Grabarbeiten wurden Ueberreste eines römischen Gutshofes freigelegt. In jüngerer Zeit ist bei Aushubarbeiten ein alemannisches Gräberfeld gefunden worden. Während des Mittelalters gehörte der Hof Rein mit Villigen und umliegenden Dörfern dem Kloster Murbach (Elsass).
In diese Zeit fällt auch der Bau der Villiger Johanneskapelle. Weitere wichtige Bauten waren zwei Burganlagen. Die weniger bekannte Anlage vom Oelberg und die sagenumwobene Besserstein auf dem Sporn des Geissbergers. Welches Adelsgeschlecht von diesen Burgen aus regierte, bleibt reine Vermutung. Was hingegen in dieser Zeit niedergeschrieben wurde, ist für unser Jubiläum von grösster Wichtigkeit:
Anno 1247 wird erstmals schriftlich ein Henricus von Villigen erwähnt, und deshalb feierte Villigen 1997 das 750 Jahr Jubiläum...
Ins Mittelalter fielen dann noch einige Besitzerwechsel. So verkaufte der Abt von Murbach seine Besitztümer südlich des Rheins den Habsburgern und diese wiederum verschenkten die Kirche Rein mit allen Einkünften dem Klösterlein Wittichen im Schwarzwald. Die Totenglocke von Rein (Jg. 1439) ist eine Stiftung der Klosterfrauen von Wittichen.
Bernerzeit: Das Amt Schenkenberg mit den Aemtern Bözberg und Rein kommt an die Stadt Bern. Regiert wurden diese vom bernischen Obervogt, der auf dem Schloss Schenkenberg residierte. In dieser Zeit wurden in Villigen die Guntenmühle und diverse Brunnen (Schmittenbrunnen, Hirschenbrunnen...) erbaut. Auch wurde das Bernergebiet reformiert. Die Einwohnerzahlen stiegen stetig. 1566 zählte man 66 Feuerstellen, 1766 deren 105, was einer ungefähren Einwohnerzahl von 500 entsprach.
Mit Acherland und Rääbe...so eine Strophe des Villiger Liedes von Walter Hegnauer. Spätestens seit dem 13. Jahrhundert war Villigen Weinbauerndorf. Die Gugele war damals wie heute der Hauptweinberg.
Mit dem Sieg der Franzosen über die uneinigen Eidgenossen begannen auch für unsere Regionen Jahre fremder Besatzung und hoher Requisitionsabgaben (Beschlagnahmungen). In den Jahren 1812-1815 waren es dann auch noch die alliierten Truppen, die Villigen und die Dörfer der Umgebung besetzten und ausplünderten.
Das 19. Jahrhundert brachte vorerst ein starkes Anwachsen der Bevölkerung. Hier einige Zahlen: 1766 erst 500 Einwohner, 1860 wurden 733 Einwohner gezählt.
Missernten und darauffolgende Hungersnöte liessen die Zahlen immer schwanken und veranlassten 193 Villiger, ihr Glück in Amerika zu versuchen. Mit der Zunahme der Gesamtbevölkerung stieg auch die Schülerzahl. Das 1784 beim Halseisenbrunnen erbaute Schulhaus wurde 1830 durch das Schulhaus im Winkel ersetzt. Auch andere grosse bauliche Entwicklungen brachte dieses Jahrhundert. Strassen wurden ausgebaut (Schmidberg), die Kumetbrücke nach deren Einsturz neu aufgerichtet. Allmählich verschwanden die Strohdachhäuser aus dem Ortsbild. In kultureller Hinsicht sind Gründungen verschiedener Vereine zu erwähnen.
Anfangs unseres Jahrhunderts wurde die Elektrizitätsversorgung errichtet und erstmals einige Häuser direkt mit Quellwasser versorgt. Aber erst in den 40er Jahren konnte das Leitungsnetz immer mit genügend Quell- oder Grundwasser gespiesen werden. Hauptstrassen wurden gepflästert und Kanalisationsleitungen gelegt. Mit viel Fronarbeit entstand 1948 die Villiger Badi und in den Jahren 1954-1960 richteten die Portland Cement Werke den Steinbruch am Geissberg ein.
1965/66 wurde die erste Kläranlage gebaut, 1987 die zweite und noch im selben Jahr wurde sie durch eine viel grössere und effizientere Regionalanlage ersetzt. In den 70er und 80er Jahren wurden Gemeindehaus, Kindergarten und die Schulanlage Erbslet erbaut. Die Bevölkerungszahl beträgt heute 1500 Einwohner.
750 Jahre alt ist Villigen jetzt also geworden. Geblieben ist die schöne geografische Lage des Dorfes:
Es Dörfli zwüschet Aare und Geissbärg zellt sich zum Bruggerbiet, mit Acherland und Rääbe am Hang, eine Landgemeinde im Umbruch!
Zum Seitenanfang: Rund um die alten Häuserzeilen sind viele Einfamilienhäuser gebaut worden, neue Quartiere mit Zufahrtsstrassen, Parkplätze, Grünanlagen usw. sind entstanden. Viele Arbeitnehmerlnnen sind Pendler, andere finden nach wie vor Arbeitsplätze in Villigen.
Sei es in Kleinbetrieben, einigen wenigen grossen Landwirtschafts- und Gemüsebetrieben und vor allem im PSI (Paul Scherrer Institut), dem weitherum grössten Arbeitgeber.
Nebst diesen Veränderungen hat sich aber auch in der Bevölkerungsstruktur ein grosser Wandel ereignet. Immer weniger Bewohnerlnnen entstammen ,,alteingesessenen Familien", viele kennen die nahen, grossen Zentren, ihren auswärtigen Arbeitsort besser als ihre neue Heimat.
Oskar Widmer